fraupunkt geht auf Reisen - Mailand !




Für uns Berner Oberländer ist Italien, wie für die Nordschweizer Deutschland. So kam es, dass fraupunkt über Ostern die Idee hatte, nur mit herrnpunkt aber ohne die Herde und Hund, ein paar Tage nach Mailand zu fahren. Die schnellste Verbindung mit dem Zug dauert 2 Std. 43 Minuten ohne Umsteigen ! Ein Pappenstil.

So tuckerten wir beide mit dem Bus Richtung Bahnhof. Natürlich nicht ohne uns von den Kindern und Hündchen Mimi zu verabschieden. Sie hatten kaum Zeit uns einen Abschiedskuss zu geben, denn die beiden waren ganz eifrig am Diskutieren ... sturmfreie Bude, bedeutete "Organisation". Wer lädt wen ein ? Wer geht einkaufen ? Wer verköstigt Hund ? Wer geht wann Gassi ? Wer schläft alles hier ?

Vor meinem geistigen Auge, sah ich im ganzen Haus überall Schlafsäcke, in denen verwuschelte Teenager eingemummelt sind, Essensreste im ganzen Haus verteilt, ein aufgeregter Hund, welcher von Besuch zu Besuch rauf- und runterhüpft und genüsslich an den Kotelettresten vom Abend rumkaut.

herrpunkt beruhigte mich auf dem Weg zum Bus. "Ich habe Ihnen nur eine Regel aufgestellt" meint er lakonisch, "es muss bei unserer Rückkehr einfach wieder so aussehen, wie heute morgen". Ob das klappt ? Das letzte Mal, als wir uns für 3 Tage ausklinkten, piepste die Tiefkühltruhe verdächtig (ich konnte quasi alles fortwerfen, was ich mühsam eingefroren habe). Natürlich aus unergründlichen Gründen.
Seht ihr ! Meine Befürchtungen waren ein bisschen berechtigt.




Schaut mal, bei welchem Piktogramm fraupunkt sass ! Ich musste laut auflachen. "Nach Mailand ist mein Bauch sicher so dick" meine ich fröhlich und schaue entspannt zum Fenster raus. Unsere Mini-Ferien können beginnen.




herrpunkt und ich irrten zuerst etwas im Bahnhof von Mailand rum, denn wir wollten subito ein Billett für die Metro und die Busse kaufen. Das ist aber gar nicht so einfach. Denn - es ist nirgends angeschrieben. "Das ist bestimmt extra, dass man immer bei den Shopping-Läden vorbeikommt", meint mein langsam grummlig werdender Lebensbegleiter und spätestens jetzt wusste fraupunkt, dass ich jemanden auf italienisch ansprechen sollte. Wir wurden im Untergeschoss zu einem Kiosk geschickt, der die Biglietti verkaufte. Ist ja sonnenklar ! Ein Kiosk ! Da hätte Frau ja draufkommen können !

Ab jetzt bewährte sich der Beruf meines Mannes sehr. Er schaute mit einem Blick auf die U-Bahnkarte und wir fuhren 3 Stationen nach hier und 5 Stationen nach da - ein paar Stufen rauf und runter, ein Fussgängerstreifen und eine Ampel und schluppdiwupp waren wir in unserem Hotel angekommen. Herrlich ! Plan lesen ist nämlich nicht fraupunkt's Stärke.




Ein halbe Stunde später sassen wir schon wieder in der Metro und stiegen bei der Station "Duomo" aus. Die Treppe der Metrostation rauf und da steht der Mailänder-Dom ganz majestätisch. Wirklich beeindruckend. Ein ganzes "Marmorgebirge" musste auf künstlichen Wasserstrassen vom Westufer des Lago Maggiore über die Navigli herangeschafft werden, um den gewaltigen gotischen Dom zu errichten.

Gleich links neben dem Dom sieht man einen Triumphbogen.





Dieser lädt in die Emanuele Galleria Vittorio II ein, Mailands "Salon". Die 1865 errichete Einkaufsgalerie beherbergt die wunderschöne Jugendstilbar Camparino (in der Davide Campari 1867 das berühmte Getränk gleichen Namens erfand)teure Boutiquen, Cafés, Restaurants und Buchläden.




Etwas weiter unter den Arkaden wartet das älteste und eleganteste Kaufhaus der Stadt: La Rinascente. Wir gönnten uns auf der Terrasse mit Blick auf die Statuen und Türmchen des Doms ein kleines Apéro. Il dolce far niente a cominciato.

Etwas angesäuselt wackelte ich in die Einkaufspassage. Da ich befürchtete die nächsten zwei Tage wegen Ostern nicht in den Genuss des Shoppens zu kommen, spazierte ich diretissima in ein paar Läden bekannter Modeketten. Aber irgendwie hatte ich gar keine Lust Kleider anzuprobieren. So kaufte ich beiden Kindern etwas Kleines und wir schauten uns den Mailänder-Dom von innen an.





Quadrilatero d'oro - das "Goldene Karree" - gehört zu den Topadressen der italienischen Modeschöpfer. Von Armani bis Herrenausstatter "Zegna" - hier wird Mode zelebriert. Interessanterweise sind aber die ganz teuren Boutiquen nicht in der Front Row sondern eher in stillen Seitengässchen. Was in den meisten Grossstädten andersrum ist.

Ein Highlight war für mich die Mailänder Scala - DAS Opernhaus in Europa.




Von aussen sieht das "Teatro alla Scala" gar nicht so pompös aus.
Für ein paar Euro kann man das Museum besuchen (Momentan ist eine Ausstellung über Toscanini) aber auch in die Räumlichkeiten der Oper reingüxlen. Das war so schön und imposant ! Schaut selbst.







Unbedingt besuchen solltet ihr auch die "Navigli". Die Navigli sind die Reste eines hochentwickelten Kanalsystems, das schon im 13 Jhd. existierte. Es ist DAS Ausgehviertel Mailands. Trödel- und Antiquitätenläden, Künstlerateliers und ganz viele kleine Bars laden ein zum SEIN. Ich könnte dort ewig sitzen und geniessen.







Ab 18 Uhr - 21 Uhr  kann man in fast jeder Bar ein Getränk mit kleinen Häppchen (ähnlich wie Tapas) für 10 Euro bestellen. Wunderbar !

Mein herrpunkt war total begeistert vom Tram Nr. 10, welches gleich anfangs des Navigli-Kanals eine Haltestelle hatte.




So zuckelten wir mehrere Male mit dem urgemütlichen Trämli Baujahr 1928 (2012 revidiert) der Stadtperipherie entlang und stiegen einfach oft erst eine halbe Stunde später aus. Einfach, weils so schnusig war.




Mit Holzbänken und Glaslämpchen ruckelte das Trämli gemütlich durch die Stadt.



Plötzlich runzelte mein herrpunkt die Stirne. Er murmelte etwas von "Bosco" oder so und schon wurde ich aus dem Tram gezerrt. Mein Häuslebauer hat eine Entdeckung gemacht ! Das Methusalem-Tram fuhr tatsächlich neben dem allerneuesten Schrei an Architektur vorbei.

Wohnblocks mit einem eigenen Wald auf dem Balkon - "Bosco verticale". Mit seinem Wohnkomplex  gewann der Architekt Stefano Boeri den Internationalen Hochhauspreis.




Was für ein Zufall. Dieser Programmpunkt war eigentlich für den nächsten Tag vorgesehen. In diesem Quartier möchte die Mailänder Stadtentwicklung ein neues, modernes Mailand entstehen lassen. Sie sieht auch schon recht futuristisch aus - die neue Skyline Mailands "La Porta Nuova".






Uiuiuiiiii ..... mögt ihr noch lesen. Das ist eine wahre Bilderflut, gell ?! Aber es war wirklich megaschön und spannend. Es lohnt sich echt, nicht nur all die Shopping-Läden abzuklappern, sondern auch Mailands Umfeld anzuschauen. Mailand ist nicht so gross, wie andere Grossstädte. Man ist schnell mit der U-Bahn, dem Tram oder dem Bus bei den Sehenswürdigkeiten.

Übrigens - plant jemand von Euch auch an Ostern nach Mailand zu reisen und macht sich Sorgen wegen der Öffnungszeiten, kann ich Euch beruhigen. An Ostern selber waren die meisten Geschäfte geschlossen und dies nützten wir, um Mailand zu erkunden. Die Restaurants haben geöffnet. Am Ostermontag waren auch in der Innenstadt alle Läden offen. Es spricht also nichts dagegen einen Städtetrip nach Mailand an Ostern einzuplanen.

Ich verabschiede mich von Euch mit ein paar Sommersprossen mehr auf meiner Nase und keinem dicken Bauch ;0), denn ein Schrittzähler wäre masslos überfordert gewesen von all den Kilometern, die wir hingelegt haben.

Macht Euch die Welt, wie Sie Euch gefällt !












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